Simmeringer Brauerei

Jänner 2015

 

Die Simmeringer Brauerei ist die erste die wir besuchen wollen. Sie liegt gleich ums Eck von Michaels Wohnung, ich bin mir nicht sicher, ob er sich dieser historischen Tatsache bisher bewusst war. Von ihr gibt es auch heute noch relativ viel zu sehen.

 

Im damaligen Dorf Simmering stand bereits 1405, weit vor den Toren Wiens, der Thurnhof (heute Mautner-Markhof-Gasse 40), der zur Herrschaft Simmering gehörte. Bereits ab 1605 wurde hier Bier gebraut, womit die damaligen Grundherren auch die ersten Brauherren waren:

-   ab 1598 Michael von Eham

-   ab 1608 Georg Bernhard I. von Urschenböck (Urschenbeck)

-   ab 1622 Georg Bernhard II. von Urschenböck

-   ab 1635 Isabella Perpetua von Römersthal, geb. Urschenböck,

     später Colonna von Fels (Völs)

-   ab 1636 Maria Elisabeth Colonna von Fels

 

Nach allen sind heute in Simmering Straßen benannt. 1677 kam der Hof an das Himmelpfortkloster, das seine Zentrale im ersten Bezirk hatte (Himmelpfortgasse 7). Damit wurde die Simmeringer Brauerei zur Klosterbrauerei. Als Joseph II. das Kloster 1783 auflöste, wurde der Hof von der Staatsgüteradministration verwaltet. Damit war die Brauerei sowas wie eine Beamtenbrauerei.

Straßenschild Dittmanngasse

1802 ersteigerte Johann Georg Dittmann den Thurnhof, womit die neuere Zeit der Brauerei begann. Auch an Dittmann erinnert ein Straßenname an der Rückseite des Brauereigeländes. Dittmann verpachtete die Brauerei 1821 an Georg I. Meichel, der zuvor schon das Figdorbrauhaus in Schwechat gepachtet hatte (dazu später einmal). 1822 kaufte er dann die Brauerei. Die Meichels betrieben die Brauerei in drei Generationen, womit sie auch eine der prägenden Brauerfamilien Wiens sind:

-   ab 1821 Georg I. Meichl

-   ab 1834 Theodor I. Meichl

-   ab 1869 Theodor II und Georg II. Meichl

 

Simmeringer Brauhaus und Restauration um 1900
Simmeringer Brauhaus und Restauration um 1900, Quelle: www.mautner.at

Zur Jahrhundertwende wurde hier der Spitzenwert von 180.000 hl Bier produziert. Das war immerhin so viel, wie die Zwettler Brauerei heute erzeugt.

 

Werbung 1912
Werbung 1912, Quelle: brand-history.com

1913 fusionierte die Simmeringer Brauerei mit der Brauerei Schwechat nachdem bereits seit 1870 die Meichels durch zwei Hochzeiten mit der Schwechater Brauerfamilie Dreher verbunden waren. 1917 wurde der Braubetrieb im Zuge des Ersten Weltkriegs eingestellt. Ab 1927 braute man während eines Umbaus der Schwechater Brauerei nochmals in Simmering Bier, ehe der Betrieb 1930 endgültig geschlossen wurde.

 

Wir beginnen unseren Rundgang an der Ecke Simmeringer Hauptstraße/Dittmanngasse. Hier sieht man zuerst einen recht markanten Bau (Simmeringer Hauptstraße 99). Dies war der 1895 eröffnete Braugasthof, in dem immerhin auch Otto von Bismarck einkehrte.

 

Der Dittmangasse folgend öffnet sich der Blick auf eine herrschaftliche Villa, hier mögen die Brauherren gewohnt haben. Rechts daneben ist ein weiterer alter Bau und ein Schuppen zu entdecken, die einmal zum Brauereigelände gehörten.

 

Nun führt der Weg durch die neue Siedlungsbebauung der Mautner-Markhof-Gründe. Hier sind eine Menge Wohnbauten entstanden die gerade bezogen werden. Leider komme ich mit meiner Spurensuche etwas zu spät, weil vor ein paar Jahren noch das ganze Gelände original, wenn auch verwildert vorhanden sein hätte müssen.

Der Name Mautner Markhof Gründe stammt vom südlich an die Brauerei anschließenden ehemaligen Firmengelände der Familie Mautner Markhof. Diese betrieben ebenfalls Brauereien in Wien (dazu auch später einmal). Weil ihnen dort der Platz bald zu eng wurde, wurde hier unter anderem eine Bierhefe Erzeugung errichtet. Das diesbezügliche Gebäude, der Rosenhof (Mautner-Markhof-Gasse 50), ist heute ein (vorbildlich renoviertes) Familienhotel. An der dortigen Bar nahmen wir unser erstes Bier. Ich trank ein frisch gezapftes Heineken, was insofern passte, da ja die Simmeringer mit der Schwechater Brauerei fusionierte, die dann in der Brau AG und später in der Brau Union aufging, die seit 2003 zum Heineken Konzern gehört.

Straßenschild Mautner-Markhof-Gasse

Vis-a-vis, ist nun die heutige Firmenzentrale Mautner Markhofs. Bier wird hier keines gebraut, nur Säfte, Senf, Essig und Ähnliches hergestellt. Man sieht aber ein Schild der ehemaligen Fasswäscherei und –binderei.

Nun kommen wir zum eigentlichen Brauereiportal. Auch wenn das denkmalgeschützte Gebäude schon recht verfallen und halb eingerissen ist, erkennt man sehr gut das Ambiente eines Brauhauses. Auch ein Klosterwappen des Himmelpfortklosters ist noch erhalten.

Straßenschild Meichlstraße

Weiter die Mautner-Markhof-Gasse folgend gelangt man zu Meichelstraße, die so benannt wurde, weil der ehemalige Brauereibesitzer diese Zufahrtsstraße auf eigene Kosten herrichten ließ. Die im Westen angrenzende Trinkhausstraße hat leider nichts mit der Brauerei zu tun. Dafür aber die danebenliegende Eisteichstraße, die an die, für die damalige Bierproduktion wichtige Eisgewinnung in dieser Gegend erinnert.

 

Wir wenden uns aber nach Süden und gehen parallel zur Mautner-Markhof-Gasse, die Ostbahn unterquerend, zur Gaststätte Pistauer, wo wir der ehemaligen Brauerei gedenken. Gleich nebenan am Simmeringer Friedhof, haben Dittmann und Meichel ihre letzte Ruhestätte gefunden.