Fuschlsee 3. Oktober 2010

 

Mehrere Unbilden lagen hinter mir. Angefangen hatte alles damit, dass ich, angestachelt durch einen Bericht über den Transalpine-Run, einer mehrtägigen Ultralaufveranstaltung wie der Name schon sagt quer über die Alpen, plötzlich Lust bekommen hatte, einen Berglauf zu machen. Ich lief also relativ unvorbereitet 600 Höhenmeter auf den Gahns, einen Gloggnitzer Hausberg, und, weil es so lustig war und von der Steilheit gerade noch ging, mit vollem Tempo wieder hinunter. Unten tat mir dann alles weh. Besser wurde es auch nicht, als ich beim Business Run 4 km volles Tempo ging. Auch eine für mich ungewohnte Massage half nichts, eher im Gegenteil. Die endgültige Niederlage brachte ein Juxfußballspiel für mein Büro.

 

Aber es war wieder Abholen meiner Mutter aus St. Wolfgang angesagt und die Fahrt sollte ich auf jeden Fall für Seenumrundungen nutzen. Ich wollte nur einen Tag verwenden, also blieb nur ein nahe zu St. Wolfgang gelegene See übrig. Der Fuschlseelauf fand zuletzt nicht statt, es hätte also auch keinen zwingenden Sinn gehabt, auf einen Wettkampf zu warten. Ich stand schon kurz nach 5 Uhr auf. Auf der Anreise fuhr ich zuerst aus der Dunkelheit in trübes Wetter und dann in Nebel. Die Hoffnung blieb aber, dass es noch aufklaren würde, ich konnte mir einen Lauf um den Fuschlsee einfach nur bei Sonnenschein vorstellen. Kurz vor Fuschl am See fuhr ich noch im dichten Nebel, wurde aber schon gleichzeitig von der grellen Sonne geblendet, eine ganz eigene Stimmung. Kurz danach lag der See im makellosen Licht vor mir.

Am Fuschlsee

 

Bei der Einfahrt nach Fuschl trabte mir ein Pferd am Gehsteig entgegen. Unbewusst kam mir das gar nicht besonders komisch vor, ich dachte mir nur so was wie, schau, da geht ein Pferd ohne Herrl äußerln. Als ich dann noch ein paar Pferde im Straßengraben sah, wusste ich, dass die angrenzende Pferdekoppel wohl ein Loch im Zaun hatte. Obwohl ich schon an der Seepromenade war, fand ich keinen Platz, um mein Auto zu parken. Ich drehte noch ein paar sinnlose Runden, immer begleitet von Pferden, fand aber keinen richtigen Parkplatz. Ich wurde immer genervter, schließlich hatte ich ja noch ein volles Programm vor mir. Letztlich ließ ich das Auto einfach auf der Ortsstraße stehen und zog mich um. Als ich weglief wurden die Pferde gerade eingefangen.

 

Gleich nach Fuschl ging es an der Nordseite des Sees auf einem schmalen Wanderweg. Der Weg war wunderbar mit Fuschlseerundweg beschrieben, die Orientierung sollte also kein Problem werden. Die Streckendauer war mit 3 Stunden angegeben. Auch ein Grund zu laufen, so lange hätte ich nicht Zeit gehabt. Ein Mann war auf dem engen Weg mit Scheibtruhe unterwegs, um Sachen zu seinem Seehaus zu bringen, anders ging es offensichtlich nicht. Er wich brav aus und grüßte freundlich. Der Weg ging zwar schön am Ufer aber über Stock und Stein und immer wieder bergauf und bergab. Bergauf fehlte mir die Kraft und bergab begannen mir sofort die Knie zu schmerzen. Ich konnte nur laufen, wenn ich all meine Schritte auf den Zehenspitzen abfederte. Das würde also anstrengend werden. Aber so war wenigstens auch ein 11-km-Lauf eine sportliche Herausforderung. Ich blieb immer wieder stehen und machte Fotos, See im Herbstwetter. Nun waren auch schon einige Wanderer unterwegs, auch Läufer begegneten mir.

 

Das Ende des Sees kam relativ rasch näher. Als der Weg etwas vom See wegführte, dachte ich schon, mich verlaufen zu haben. Auf der Straße, auf die ich einbog, fand ich aber wieder die Markierungstafeln. Gleich danach zweigte ein Weg ab, der über eine sumpfige Wiese und eine Brücke über die Fuschler Ache führte. Ich kam an einem netten Badeplatz vorbei. Der Weg ging nun etwas aufwärts und plötzlich stand ich vor dem Schloss Fuschl, mittlerweile ein Luxushotel. Edle Autos fuhren vor und ich als verschwitzter Läufer mitten drin. Ein wenig kam es mir schon komisch vor, dass der Wanderweg für den Pöbel so unmittelbar durch die Hotelanlage führte. Ich wollte schon den Concierge fragen, wo denn der Weg weiter ginge, fand das dann aber doch ein bisschen unpassend. Das Schloss Fuschl diente 1955 als Filmkulisse für die Jugendjahre der Kaiserin Sissi und wurde so weltberühmt. Später gab es hier ein Gipfeltreffen zwischen dem ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat und dem amerikanischen Präsidenten Gerald Ford. Weiters wohnten hier der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow, der chinesische Staatschef Jiang Zemin, Prinz Charles und viele andere mehr. Aber ich schweife ab.

 

In einem weiten Bogen führte ein Weg hinunter zu ein paar Chalets direkt am See. Den nahm ich ohne zu fragen. Der Weg endete an einem Tor. Ich dachte mir, hier beginnt nun wirklich der Privatbesitz, bis ich merkte, dass ich bisher auf Privatgrund war und nun endlich wieder auf eine öffentliche Straße trat. Irgendwie hatte ich wohl nicht die richtige Routenführung. Nach einer Wiese begann wieder ein Waldweg. Auf einem Schild wurde eine Sperre während der Woche aufgrund von Sanierungsarbeiten angekündigt. Ich hatte also Glück am Sonntag hier zu sein und es nicht darauf ankommen lassen zu müssen, mich trotz Sperre durchzukämpfen. Es waren nun immer mehr Wanderer unterwegs. Einmal überholte ich bei Gegenverkehr und nahm dazu ein paar schnelle Schritte über Felsen. Ich hörte „na hoffentlich hat der eine Lebensversicherung“.

Fuschlsee

 

Kurz vor Fuschl musste ich auf die Hauptstraße hinaus, ehe der Weg wieder auf einem schmalen Pfad hinunter zum Ort ging. Ich kam am Bad vorbei, davor gab es einen großen Parkplatz, den hätte ich als Startpunkt ansteuern sollen. Schlecht vorbereitet eben. Noch bei einem Wirtshaus vorbei, durch den Gastgarten durch und schon war die Runde nach gut einer Stunde beendet. Ich erfrischte mich nur kurz, denn ich hatte noch was vor.